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#2 Matthias Selbstständigkeit


𝗘𝗶𝗻𝗲 𝘄𝗶𝗲𝗱𝗲𝗿𝗸𝗲𝗵𝗿𝗲𝗻𝗱𝗲 𝗘𝗻𝘁𝘀𝗰𝗵𝗲𝗶𝗱𝘂𝗻𝗴


In meiner Interview-Reihe zur Selbstständigkeit spreche ich mit Menschen, die ihren ganz eigenen Weg gehen. Mein zweiter Gast ist Matthias Hofmuth und was mich an seinem Werdegang besonders fasziniert hat: Er hat sich nicht einmal für die Selbstständigkeit entschieden, sondern immer wieder. Zwischen verschiedenen Führungsrollen in Unternehmen hat Matthias bewusst Phasen der Selbstständigkeit eingeschoben. Nicht als Lückenfüller, sondern als klare Entscheidung für Flexibilität, Wirksamkeit und Eigenverantwortung.

" Die Selbstständigkeit ist einfach immer wieder ein Teil meines Berufslebens - zwischen den Stationen, wenn es gepasst hat."

Heute arbeitet Matthias als Fractional VP Finance & People mit wachstumsstarken Unternehmen. Mit über zehn Jahren Erfahrung an der Schnittstelle von Finance und HR hat er u.a. bei FlixBus, Xentral und Temedica maßgeblich zur Strategie-, Kultur- und Organisationsentwicklung beigetragen. Was ihn auszeichnet, ist die Fähigkeit, komplexe Situationen schnell zu erfassen und mit klarem Blick pragmatische Lösungen zu entwickeln.


Für ihn ist die Selbstständigkeit kein einmaliger Schritt, sondern eine bewusst gewählte Arbeitsform, immer wieder aufs Neue. Struktur, Klarheit und Organisation geben ihr Stabilität und machen sie für ihn tragfähig.


Welche Herausforderungen er meistert, was er an der Selbstständigkeit besonders schätzt, wie er sich organisiert und weitere spannende Punkte hat er mir im Interview am 12.03.2025 erzählt.


Matthias Hofmuth, Fractional VP Finance & People
Matthias Hofmuth, Fractional VP Finance & People




Wie kam es dazu, dass Du Dich selbstständig gemacht hast?


"Ich habe nach vielen Jahren im unternehmerischen Umfeld irgendwann gespürt, dass ich es selbst ausprobieren möchte. 


Die Idee, mein eigenes Unternehmen zu gründen, war ein natürlicher nächster Schritt. Ich wollte wissen, wie es ist, selbst Verantwortung für alles zu übernehmen – vom Großen bis ins kleinste Detail. Es war ein sehr intensiver Prozess, der mir viel über mich selbst gezeigt hat."


Was ist für Dich der größte Unterschied zur Festanstellung?

"In der Selbstständigkeit komme ich meist in Unternehmen, wenn es ein konkretes Problem gibt, das schnell gelöst werden muss. Irgendwo liegt ein klarer Schmerz und den gilt es umgehend zu lindern.


In einer Festanstellung arbeite ich eher langfristig, mit einem Team, baue es (neu auf), entwickle Strukturen und begleite Entwicklungen über Jahre. 


Ich identifiziere in der Selbstständigkeit viel eher die Schmerzpunkte oder die unausgeschöpften mittelfristigen Entwicklungspotentiale, als sie konkret zu überwinden. Der Fokus ist also viel konzentrierter und lösungsorientierter, viel näher am Problem des Kunden."


 Was magst Du am meisten an der Selbstständigkeit?


"Das direkte Feedback. Ich sehe sofort, ob meine Arbeit wirkt. Außerdem liebe ich es, in ganz unterschiedliche Kontexte einzutauchen – jedes Projekt bringt neue Perspektiven. Und ich finde es faszinierend, wie man mit kleinen Hebeln in kurzer Zeit große Veränderungen bewirken kann."


Welche Erfahrungen aus der Festanstellung helfen Dir in der Selbstständigkeit?


"Während des Studiums kam ich erstmals mit dem Thema Unternehmertum in Berührung – für mich  eine neue Welt. Aber auch ein Thema, das mich sofort begeistert hat. Im Zuge der Promotion war ich dann an einem Institut, das sich mit Entrepreneurship befasst hat. Dort habe ich Gründer:innen beraten, Businesspläne überarbeitet und Existenzgründungen begleitet. 


Ich habe in Ventures angeheuert und aus erster Hand unternehmerische Erfahrungen gesammelt. Zudem haben mir meine Lehrtätigkeiten und Coachings an Hochschulen geholfen, viele Perspektiven zu entwickeln, die heute in meiner Arbeit als Selbstständiger sehr wertvoll sind."


Wie gehst Du mit der Unsicherheit in der Selbstständigkeit um?


"Das ist am Anfang definitiv ungewohnt. Aber mit der Zeit wächst das Vertrauen in die eigene Kompetenz. Ich habe erlebt, dass ich immer wieder gute Projekte finde, Unternehmen weiterhelfen kann – warum sollte das plötzlich aufhören? Außerdem hilft mir eine klare Struktur im Umgang mit Finanzen, um Sicherheit zu schaffen."


Was hat Dich in der Selbstständigkeit überrascht? 


"Was mich wirklich überrascht hat: Wie wenig Unternehmen ihre eigenen Probleme erkennen. Manchmal werde ich geholt, um ein bestimmtes Thema zu lösen, aber im Kern liegt das Problem ganz woanders. 


Auch der Umgang mit Zahlen und Daten ist oft überraschend schwach. Die beiden Punkte hängen häufig zusammen. Insbesondere, da ich Finance und HR mache, habe ich oft ein umfassenderes Bild auf die Realitäten in den Unternehmen, als es die Handelnden selbst haben. Das hilft präziser zu analysieren, als bei einer typischerweise getrennten Betrachtung."


Welche Deiner Eigenschaften helfen Dir am meisten in der Selbstständigkeit?


"Ich bin sehr analytisch – ich kann mich schnell in Unternehmen hineindenken und erkenne schnell, wo es hakt. Gleichzeitig bin ich sehr handlungsorientiert: Ich analysiere nicht nur, sondern bringe Dinge auch konsequent ins Laufen."


Gibt es Tools oder Methoden, die Dir besonders helfen, effizient zu arbeiten?


"Ich habe eine eigene Online-Datenbank, in der ich meine Kunden, Projekte, Tools mit denen ich gearbeitet habe und Reports strukturiert dokumentiere. 

Viele Dinge – wie Marktanalysen, Toolauswahlen oder Benchmarks – muss man nicht immer neu erfinden, wenn man sie schon einmal aufbereitet hat. 

Natürlich gehören zu meinem Tool Stack auch die gängigen Helfer von der Buchführung über die Rechnungsstellung, Knowledge Management oder Zeittracking für die Projektorganisation dazu."


Wie organisierst du Deinen Arbeitsalltag als Selbstständiger?


"Ich arbeite mit klaren Routinen. Ich dokumentiere meine Projekte, tracke meine Aufgaben auf einem Whiteboard und arbeite mit Tages- und Wochenplänen. Das hilft mir, den Überblick zu behalten – auch wenn mehrere Projekte parallel laufen."


Wie gewinnst Du neue Kunden?


"Fast alles läuft über Empfehlungen – aus meinem Netzwerk, von früheren Projekten, von Kolleg:innen oder Investoren. Ich halte mein Netzwerk bewusst aktiv, tausche mich regelmäßig aus und versuche, in Gesprächen immer auch Mehrwert zu bieten. Wenn ich selbst etwas brauche, spreche ich das direkt und ehrlich an – das kommt meistens gut an."


Hast Du Dir Ziele für die nächsten Jahre gesetzt und wenn ja welche?


"Ja, ich habe mir ganz konkrete Umsatzziele gesetzt – einfach um mich auch selbst zu steuern und den Fortschritt zu messen. Das passt zu meiner analytischen Art – und ist genau das, was ich auch von Unternehmen erwarte."


Was sind Deine Learnings? Was hättest Du gerne bereits zu Beginn gewusst?


"Das größte Learning: Du musst deine Finanzen von Anfang an im Griff haben. Steuerliche Nachzahlungen können brutal sein, wenn man nicht vorbereitet ist. Gerade am Ende des ersten Geschäftsjahres können böse Überraschungen lauern, wenn Nachzahlung und Vorauszahlung plötzlich gleichzeitig anstehen.


Weitere wichtige Grundsätze für mich sind darüber hinaus: Dokumentiere deine Leistungen, arbeite stets strukturiert und nachhaltig. Wer schreibt, der bleibt. Außerdem versuche ich immer im Netzwerk sichtbar zu bleiben und mit vielen Menschen Kontakt zu pflegen. 


Last but not least: Sei ehrlich – zu dir selbst und zu anderen."


Würdest du dich noch einmal für die Selbst-ständigkeit entscheiden? Warum oder warum nicht?


"Ich denke man entscheidet sich ohnehin jeden Tag aufs Neue. Jeden Morgen kann man erneut überlegen, ob es noch das richtige ist oder ob man nicht lieber eine Bewerbung schreiben möchte. Ich finde in dynamischen Branchen muss man sich nicht für immer festlegen. Manche Wege führen zurück in ein Unternehmen, andere führen in neue Selbstständigkeitsformen. Wichtig ist, dass es sich richtig anfühlt und dass man Freude an der Arbeit hat."


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Hintergrund zur Interviewreihe rund um das Thema Selbstständigkeit:

Ich bin nun seit das 4 Jahren selbstständig und dies war für mich die beste Entscheidung. In den letzten Monaten habe ich immer wieder Fragen zu meiner eigenen Reise in die Selbständigkeit bekommen: zu meinen Gründen, Erfahrungen, Herausforderungen und den Schritten, die ich gegangen bin. Das hat mich inspiriert, einen Weg zu schaffen, um nicht nur meine Perspektiven, sondern auch die wertvollen Erfahrungen anderer Selbständiger mit euch zu teilen.


Was erwartet Euch: Inspirierende Gespräche, ehrliche Einblicke, wertvolle Tipps und jede Menge Learnings von Menschen, die ihren eigenen Weg gehen. Mein Ziel ist es, einen echten Mehrwert zu schaffen, für alle, die selbstständig sind, es werden wollen oder Interesse an dem Thema haben.



 
 
 

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